„Grappa“ von der Bergehalde

Eines ist klar: Grundsätzlich ist „Grappa" ein in Italien hergestellter Tresterbrand und seine Wurzeln reichen weit in die Vergangenheit zurück. Schon vor anderthalb Jahrtausenden wurde dort Grappa hergestellt. Das Wort "Grappa“ geht wohl auf das damals in Italien gesprochene Umgangslatein zurück: "Rappe“ oder "gràpo“ für "Traube“. Und deshalb basiert „Grappa“ auf der Herstellung von Wein einerseits und der Kunst der Destillation andererseits. Galt der Tresterschnaps im Mittelalter selbst als Armeleutegetränk erhielt er durch technische Optimierung des Destillationsprozesses ab Mitte des 20. Jahrhunderts langsam auch die Anerkennung weltweiter Feinschmecker und erlangte weltweite Bekanntheit und Verbreitung. Grappa wurde so in Deutschland zu einer regelrechten Modespirituose.

Auch in Bexbach hat man die Qualität des „Grappa“ erkannt, was der „Traubenmaischebrand“ in der vergangenen Woche in der Brennerei des Frankenholzer Obst- und Gartenbauvereins zeigt. Die höchste Verwaltungsspitze mit Bürgermeister Thomas Leis und dem Ersten Beigeordneten Wolfgang Imbsweiler war im Brennhaus in den Hofwiesen zur Stelle, um Brennmeister Walter Scherne „über die Schultern“ zu schauen. Es war keine Kontrolle wie er sein Handwerk beherrscht, sondern die „Weinbergbesitzer“ wollten den Brennvorgang des „Bexbacher Grappas“ vor Ort besichtigen. Zuvor hatte der Brennmeister nach Anlieferung der 110 Liter Maische durch die Stadt beim Hauptzollamt in Stuttgart, wie vor jedem anderen Brennvorgang auch, die Brenngenehmigung eingeholt. Natürlich musste die Stadt die Brenngebühr und die Steuerforderung in Höhe von rd. 90 € bezahlen, da gab es keine Ausnahme.

Diese Beschreibung lässt die Frage aufkommen, ob sich die Stadt Bexbach jetzt auf die Produktion von „Hochprozentigem“ konzentriert hat um damit vielleicht das „Finanzloch“ zu stopfen. Weit gefehlt, denn die Angelegenheit hat eine ganz harmlose Erklärung und sie führt eigentlich -genau genommen- in die 70iger Jahre des vorigen Jahrhunderts zurück. Denn da waren in einer „Interessengemeinschaft „Waldorfschule/ Heimatkundeverein (hier seien Dr. Chrometzka und Josef Johann genannt)“ hinter dem Aero-Gelände an der Bergehalde Weinreben gepflanzt und so am „Monte Barbara“ der Stadt Bexbach, auf dem „nichtkohleführenden Nebengestein“ aus der ehemaligen Frankenholzer Grube, ein Weinberg mit 99 Rebstöcken angelegt worden, insgesamt waren es 4 Traubensorten. Mehr als „99“ durften es nicht sein, denn sonst wäre man mit dem Weingesetz in Konflikt gekommen und hätte als „Gewerbe“ gegolten. Über Jahre hat dann Josef Johann als „Haldenwinzer“ aus dem Traubensaft den „Bexbacher Schlackenzwicker“ gekeltert, einen im wahrsten Sinne des Wortes „forztrockenen“ Wein. Seit einigen Jahren nun wird der städtische Weinberg von einem AQUIS-Projekt (früher AWO) mit dem „Haldenwinzer“, Gärtnermeister Werner Specht, betreut. Statt Wein zu keltern wollte man eine andere Verwertung vornehmen, und wie der Erste Beigeordnete Imbsweiler erwähnte, sei man auf die Idee gekommen einen Tresterbrand zu produzieren, bereits 2006 übernahm dies die Frankenholzer Brennerei des Obstgartenbauvereins.

Die Gäste konnten bei ihrem Besuch in der Brennerei, rund 2 Stunden dauerte der Brennvorgang, auch die „Abfindungs-Wasserbad-Brennereianlage mit 148 Liter Füllhalt“ besichtigen. Diese Anlage enthält alle Details, die eine innovative Destillationstechnik in handwerklicher Perfektion ausmachen, denn Geschmack und Aroma sind auch eine Frage der Technik. Und so hat der Obst- und Gartenbauverein Frankenholz eine Brennereianlage welche den Kunden Edeldestillate „auf hohem Niveau“ liefern kann. Zum ehrenvollen Auftrag der Stadt informierte der Brennmeister Walter Scherne: „Das Destillat wird bei einem Alkoholgehalt von zunächst 70 Prozent auf 40 Prozent herabgesetzt und gefiltert. Die insgesamt 12 Liter Grappa werden von uns in Zierflaschen abgefüllt, die Stadt übernimmt selbst die Etikettierung.“ In der angebrochenen „Fünften Jahreszeit“ darf man spaßhalber darauf hinweisen, dass die Qualität deshalb so gut ist, weil die „Behandlung“ mit dem bekannten Frankenholzer „Närrischen Wasser“ erfolgte. Der „Bexbacher Grappa 2014“ wird seitens der Stadt, wie Bürgermeister Thomas Leis ausdrücklich betonte, nur für „Repräsentationszwecke“ eingesetzt. Es ist immer ein besonderes Geschenk, das auch nur in besonderen Fällen „eingesetzt“ und stets mit Erstaunen angenommen wird.
Brennmeister Walter Scherne ist mit dem bisherigen Verlauf des Brennjahres zufrieden, denn es war ja eine doch gute Obsternte. Wer Maische anliefern möchte, kann dies bei ihm (Tel. 6487) oder im Brennhaus (Tel. 06826 8743) vornehmen.

Foto (Barth) Bürgermeister Thomas Leis und der Erste Beigeordnete Wolfgang Imbsweiler mit Brennmeister Walter Scherne beim Grappa-Brand im Frankenholzer Brennhaus

Bericht November 2014 /Manfred Barth