Am 7. Februar vor 300 Jahren starb der Dorfgründer Nicolaus Dumont - “Teufelsmachenschaften” auf dem Frankenholzer Hof

Im vergangenen Jahr wurde Frankenholz, geht man vom Beginn der Besiedlung durch Nicolaus Dumont aus, 315 Jahre alt. Vor 15 Jahren, 1997, feierte der Höcherbergort Frankenholz im Rahmen eines großen Dorffestes auch sein 300jähriges Bestehen. Im Frankenholzer Dorfbuch (1997) sind die zeitgeschichtlichen Dokumente und Daten der Hofgründung und die nachfolgende Entwicklung des Dorfes dargestellt, auf die in diesem Bericht in Bezug auf den „Dorfgründer“, als solcher Nicolaus Dumont ja zu bezeichnen ist, nochmals eingegangen wird. Das Jahr 2013 ist ein besonderes Erinnerungsjahr an ihn, denn am 7. Februar können wir seinen 300 Todestag begehen. Doch dazu später.
Nicolaus Dumont stammt nicht aus der näheren Region. Dass er überhaupt hierher kam, lag an den Folgen des 30jährigen Krieges ( 1618 – 1648). Das war nicht ein Krieg, sondern das waren viele Schlachten, wobei Truppen fast in ganz Westeuropa - hin und her - unterwegs waren. Das Leben der einfachen Menschen war in dieser Zeit ständig bedroht. Die Truppen zogen kämpfend, mordend und brandschatzend durch Europa und brachten unermessliches Leid. Dazu kam noch, dass in vielen Teilen die Menschen auch ihre Religion aufgeben und eine neue annehmen mussten. Da die Menschen im 17. Jahrhundert sehr religiös - ja zum Teil abergläubisch religiös - waren, stürzte dies viele in Haltlosigkeit und Zerrissenheit. Es waren 30 dunkle Jahre, die auch für viele Bewohner in unserer Gegend Leid, Elend, Flucht und Tod sowie Plünderungen und Verwüstungen der Dörfer brachten. Bexbach, Oberbexbach und Höchen waren gebrandschatzt und fast menschenleer. So nach und nach kam wieder Leben in die Region, auch Flüchtlinge kehrten zurück, Neusiedler kamen z.B. aus der Schweiz, Tirol oder aus dem ehemaligen wallonischen Luxemburg. Nicolaus Dumont (es taucht auch der Name Nicola du Mont auf), wohl 1643 geboren, wanderte aus dem luxemburgisch-belgischen Raum vermutlich Mitte der 1690iger Jahre hier ein, wie auch andere Sippen, die damals ihre Heimat verließen, u.a. auch Arbeitskräfte in Verbindung mit dem Neunkircher Eisenwerk. Es ist wohl sicher, dass Dumont 1673 geheiratet (der Name der Ehefrau ist nicht bekannt) und 5 Kinder hatte, denn in seinem Antrag vom 22.1.1697 zur Wiedererrichtung des Hofgutes am Frankenholtz heißt es: „mit 5 erwachsenen Kindern versehen“. Er hatte zwei Töchter, Nicole, geb. 1673, und Francoise, geb. 1684, sowie 3 Söhne, von denen die Namen Hilarius und Johann bekannt sind, nicht aber der Name des 3. Sohnes. Nicolas Dumont war bei seiner Einwanderung immerhin schon fast 50 Jahre alt, nach den damaligen Verhältnissen in einem doch schon fast „gesegneten“ Alter. In Mittelbexbach hatte er Wohnsitz genommen, doch wird dies für ihn und seine Familie nicht die richtige Lösung gewesen sein. Mit welcher Arbeit er für den Lebensunterhalt sorgte ist nicht bekannt. War er als Bergmann oder in der Eisenhütte tätig? Möglich wäre aber auch eine Tätigkeit als Holzhauer oder Köhler gewesen. Es wurde ja jede Menge Holz für die Herstellung von Holzkohle, bestimmt aber auch als Bauholz beim Aufbau der Dörfer benötigt. Vielleicht hat er bei seiner Waldarbeit oben am Frankenholtz, dem zusammenhängenden Waldgebiet zwischen Mittelbexbach und Höchen, das am Wirsbach gelegene alte, verfallene und ehemals vom Kloster Wörschweiler unterhaltene Hofgut entdeckt, öd und verwildert, von den Gebäuden nur mehr ein Steinhaufen übrig.


Der „Wirsbach-Hof“ war also, wie der Landvermesser Tileman Stella 140 Jahre vorher bei einer Bestandsaufnahme dokumentiert hatte, „vergangen“, die Teiche verlandet und die Ackerflächen verwildert, so dass sie allenfalls noch als Weide von Bauern aus Oberbexbach oder Höchen genutzt werden konnten.
Hier wird Dumont aber seine letzte Chance gesehen haben, sich mit seiner Familie eine Existenz aufzubauen und Landwirtschaft zu betreiben. Möglich, dass er früher schon in seiner Heimat als Ackerer tätig war. Auf jeden Fall muss er schon Kenntnisse und Erfahrungen gesammelt haben, so dass er sich dafür entscheiden konnte, im Januar 1697 an Herzogin Charlotte Friederike in Zweibrücken, die von Karl XI. von Schweden - die Herzöge von Pfalz-Zweibrücken waren von 1654 bis 1718 in Personalunion Könige von Schweden - als Administratorin für Pfalz-Zweibrücken eingesetzt worden war, einen Antrag auf Wiedererrichtung des „Frankenholzer Hofes“ zu stellen. Er bittet um Zuweisung des früheren Klostergutes, wo er ein Wohnhaus wiedererrichten will, um sich mit seiner siebenköpfigen Familie niederzulassen und Landwirtschaft zu betreiben. Dazu bedingt er sich aus, dass er während der Aufbauphase 8 Jahre zins- und pachtfrei bleiben könne, um dann den üblichen Zehnt an Feldfrüchten und eine zusätzliche Pachtsumme von 10 bzw. später 12 Gulden zu zahlen. Die vorgeschlagenen Bedingungen sind offensichtlich an die Modalitäten angelehnt, mit denen Siedler in der Grafschaft Nassau-Saarbücken für die Wiederbesiedlung gewonnen wurden. In diesem Sinne ist auch das Antragsschreiben zu sehen, das Nicolaus Dumont als „Inwohner zu Mittelbexbach, Nassauische Herrschaft“ beschließt.
Nachdem der für die Liegenschaft der ehemaligen Klostergüter zuständige Zweibrücker „Klosterschaffner“ Gervinus den Antrag begutachtet hat, erhält Nicolaus Dumont unter Vorgabe bestimmter Bedingungen dann auch gleich eine mündliche Zusage für sein Vorhaben und beginnt mit der Rekultivierung des „mit vielen Hecken und Bäumen von langen Jahren her öd und verwachsen“ daniederliegenden Geländes. Da er das Holz aus dem nahen Forst nutzen kann, baut er - mit Sicherheit in der damals üblichen Fachwerkbauweise - in relativ kurzer Zeit ein ansehnliches zwei- bzw. dreistöckiges Wohnhaus samt Stallungen und Scheune, wohl auch mit großer Unterstützung seiner Familie. Bald regt sich neues Leben auf dem Gebiet und den Ruinen des ehemaligen Klosterhofes, der in verschiedenen urkundlichen Einträgen nun „Frankenhof“ genannt wird und damit zur Keimzelle des heutigen „Frankenholz“ geworden ist. In Zweibrücken lässt man sich viel Zeit mit dem Gesuch, bis man anscheinend von der Ernsthaftigkeit der Absicht endgültig überzeugt ist. Dumont wird deshalb im Juni 1702 in seiner Angelegenheit persönlich in Zweibrücken vorstellig, wie aus einem Bericht des Schaffners Gervinus hervorgeht. Er bittet darum, „dass man ihm möchte einen Schein und Bestand zustellen, damit er Versicherung habe und wisse, vor wehn er baue.“ Dumont wollte endlich Sicherheit in der Angelegenheit: „Die Zeit geht doch vorbey, und hatt mein Nachgehende doch etwas, wo sonsten in 100 Jahren nichts gefallig zu hoffen kommt.“ Wieder lässt man sich in Zweibrücken Zeit, so dass sich Dumont, der inzwischen auf dem ehemals verfallenen Hofgelände schon allerhand investiert hat, ein Jahr später am 5. Juni 1703 mit einem Schreiben noch einmal mit Nachdruck an den für die Entscheidung zuständigen Zweibrücker Kammerrat Sturtz wendet. Dumont beklagt sich, dass bisher noch nichts geschehen und er deshalb in seinen Plänen aufgehalten sei. Deshalb bittet er darum, ihm „einen Accord und Bestand auf die Zeit und Zinß, wie abgeredt worden, zukommen zu lassen“, damit er „endlich wissen könne“, woran er sei. Bereits einen Monat später, am 9.6. 1703, wird der erwünschte Erbbestandsbrief ausgestellt, mit einem Oblatensiegel versehen und von Kammerat Sturtz unterzeichnet. Damit ist ihm „besagtes Gut in dem Frankenholtz... für sich und die Seinigen... erblich verliehen und übergeben“.
Schreiben konnte Dumont nicht, er machte aber als Handzeichen nicht das allgemein übliche Kreuzzeichen, sondern verwandte dafür den großen Buchstaben „M“. Seine Anträge und sonstigen Schriftstücke wurden vermutlich von einem Kanzleischreiber verfasst. Unstreitig stammt der Familienname aus dem französischen Sprachraum und ist mit „vom“ oder „von dem Berg“ zu übersetzen. Der Frankenholzer Hof, von Mittelbexbach aus gesehen ja auf dem Berg, hatte also nun den Status eines Erbbestandshofs, wie man Güter bezeichnete, die auf unbestimmte Zeit in der Form eines Leih- und Pachtverhältnisses ausgegeben wurden und an direkte Nachkommen vererbt werden konnten, wobei ein Erbbestandsbrief in der Folgezeit auf jeden Fall dann neu ausgestellt wurde, wenn die Übertragung nicht auf die Söhne, sondern beispielsweise auf die Schwiegersöhne erfolgte. Dem Hofgut wurde, da es keinen eigenen Gemarkungs-Bezirk hatte, aus dem Höcher Bann ein bestimmter Bezirk ausgemessen und ausgesteint. Wie aus dem neuen Höcher Dorfbuch ersichtlich, waren die Höcher nicht so ganz mit der „Landabgabe“ an den „Frantzosen aus Mittelbetschbach“ einverstanden. Es muss auch mit dem Erbbeständer Dumont Streitigkeiten über Weide- und sonstige Landnutzungsrechte gegeben haben. Dumont und auch seine Nachkommen hatten sich auf den ihnen angewiesenen Bereich zu beschränken, „ohne nachtheil der Höcher unterthanen“.
Im „Hofleben“ gab es ständig Veränderungen. Die Tochter Nicole heiratete 1702 in Mittelbexbach und Francoise 1704, die Schwiegersöhne Andre Flory/Spichting und Nicolaus Berny wurden mit Genehmigung der Herrschaft auf dem Frankenholzer Hof heimisch, gründeten ihren Haushalt und waren natürlich als Arbeitskräfte willkommen. Der Sohn Hilarius heiratete 1704 in Ottweiler eine Anna Cath. Collet und ließ sich mit ihr in Spiesen nieder. Er wurde dort Ackerer und Wirt. Die beiden anderen Söhne von Nicolaus Dumont blieben wohl ohne Nachkommen. Der Sohn Johann starb 1713 und, wie schon erwähnt, ist über den weiteren Sohn nichts bekannt.
Rd. 15 Jahre lebte Nicolaus Dumont auf seinem Hofgut und es wäre auch über seinen Tod wenig bekannt, wenn nicht ein altes Tauf-, Ehe- und Sterbebuch der kath. Kirchengemeinde Mittelbexbach eine interessante Eintragung enthalten würde, die als Frankenholzer "Teufelsmachenschaften" ein Stück Lokalhistorie darstellt. Der mittlerweile verstorbene Dekan und Pfarrer i.R. Robert Abel hat während seiner Zeit als Pfarrer von Bexbach diese Eintragung entdeckt und auch veröffentlicht, die sein Amtskollege im Februar 1713, also vor 300 Jahren niederschrieb. Nimmt man heute auch schmunzelnd Kenntnis von dieser Eintragung, die sich mit Vorkommnissen auf dem "Frankenholzer Hof" und somit um die Familie Dumont befasst, so muss die niedergeschriebene Begebenheit damals wohl für großes Aufsehen gesorgt haben. Der ehemalige Bexbacher Pfarrer Abel hat die Eintragung des Pastors Nikolaus Pratz aus dem lateinischen übersetzt und wie folgt dargestellt:
"Nach dem Tode des Andreas Floré, eines Einwohners in Franquenhoff (er starb am 20.Januar 1713 im Alter von 40 Jahren und wurde in Hegel-Höchen beerdigt), wurde Nicolaus Dumont, der Schwiegervater des besagten Floré, ebenfalls in Franquenhoff wohnhaft, wenige Tage nach des Schwiegersohnes Tod, schwer krank. Daher kamen seine abergläubischen Söhne herbei und besuchten den Vater etwa um 11 Uhr des Nachts. Aber da geschah es! Sie hörten - ohne etwas sehen zu können - wie eine Kugel vom oberen Speicher herunterfiel und um sie herumrollte, als sie das Bett des Kranken umstanden. Durch ein solches Zeichen erschreckt, glaubten sie, der Tod des Vaters stehe unmittelbar bevor. So riefen sie den Pastor, er möge den Kranken besuchen. Mitten in der Nacht eilte der Pastor hinauf, findet den kranken Vater noch bei vollem Bewusstsein und so gut vorbereitet, dass er frommen Herzens den Wunsch aussprach, mit den Sakramenten der Kirche gestärkt zu werden. Gleich darauf aber starb er am 7. Februar 1713 im Alter von 70 Jahren. Nachdem die Totenämter für die Seele des Verstorbenen gehalten waren, geschah wieder Seltsames.
Die Einwohner des besagten Hauses wurden von einem bösen Geist gequält, mit Erde und Steinen beworfen. Die Leintücher wurden von den Betten heruntergerissen, die Zimmertüren und Fenster gingen von selbst auf, so sehr, dass die Einwohner kaum noch dort bleiben konnten. Der herbeigeholte Pastor gab ihnen den Rat, die Sakramente der Buße und der Eucharistie zu empfangen. Sie möchten in Gebet und Fasten sich züchtigen. Zum Trost für dessen arme Seele der möglicherweise der Fürbitte noch bedürfe. Der allmächtige, dreifaltige Gott möge ihr Gebet erhören! Aber es änderte sich nichts. Bis sie eines Tages erfuhren, dass Johann Dumont, ein Sohn des obigen Nikolaus Dumont, gestorben sei. Sein Tod sei in jenen Tagen in der Gegend der Ungläubigen, in der Pfarrei Kirchenarnbach, eingetreten, und er sei von den nichtkatholischen Bauern ohne Kreuz und ohne Licht begraben worden. Es wurden nun die Gebete der katholischen Kirche für seine Seele verrichtet. Von diesem Augenblick wurde nichts Weiteres mehr gehört, die teuflischen Quälereien hörten auf, so dass die Hausbewohner ruhig bleiben und in Frieden in ihrem Haus wohnen konnten. Dies bezeugen: Nikolaus Pratz, Pastor in Mittelbexbach, die Zeugen: Nikolaus Berny, Schwiegersohn; Nikolaa Dumont, Tochter; Fanziska Dumont, Tochter; Jean Hanroin, Jean Mathieu, Wilhelm Piron, Peter Kurten, Martin Issel mit ihrer Unterschrift.”
Diese Eintragung im Pfarrbuch bezeugt nicht nur den Tod des Dorfgründers Dumont vor nunmehr 300 Jahren, sondern auch die Tatsache, dass Nicolaus Dumont katholischer Religion war und die in Frankenholz lebenden Katholiken ab der Besiedelung des Hofes damals zur Pfarrei Mittelbexbach gehörten.
In der 1988 erschienenen Schrift zur „Stammreihe Dumont“ von Willi Dumont aus Saarbrücken, einem direkten Nachfahren, ist nachzulesen, dass Nicolaus Dumont der Stammvater aller heute im Saarland lebenden Namensträger „Dumont“ ist, in der Ahnenreihe ausgehend von ihm über seinen Sohn Hilarius in Spiesen. In der Ahnenliste sind insgesamt 13 Generationen berücksichtigt. Da die Söhne des Stammvaters nicht mehr auf dem Hof lebten und auch hier keine Familien gründeten, war der Name „Dumont“ in Frankenholz auch nicht mehr präsent, es gibt auch derzeit keine Namensträger. Dem Dorfgründer wurde 1974 eine Straße mit dem Namen „Dumontstraße“ gewidmet.
Auf dem Frankenholzer Hof muss es nach dem Tod des Gründers schon bald zu Spannungen zwischen den Erblinien gekommen sein, so dass sich in der Folge von einander unabhängige Sippen entwickelten, deren Besitztümer auch mehr und mehr voneinander getrennt waren. Auf jeden Fall setzte damit auch die Entwicklung von einem Einzelhof zu einer Mehrhofsiedlung, zu einem Dorf im eigentlichen Sinne ein. Wenn auch anfangs zu einem kleinen Dörflein, denn rd. 100 Jahre später, 1798, hatte Frankenholz lediglich 25 Einwohner.

Bericht HN / 17. Jan. 2013 / Bearbeitet von Manfred Barth